Chronologie des Kosovo Konfliktes – Maerz 1998 bis Juli 1999


Chronologie des Kosovo Konfliktes

1998- 31.März – Resolution 1160 des UN-Sicherheitsrates: Serben und UÇK werden dazu aufgerufen, die Gefechte einzustellen und Verhandlungen aufzunehmen. Gegen Belgrad wird ein Waffenembargo und ein Embargo für Ausrüstungen für Sicherheitskräfte verhängt.

Kosovo

23.September – Resolution 1199 des UN-Sicherheitsrates fordert die sofortige Einstellung der Feindlichkeiten und die Aufnahme von Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien. Belgrad wird dazu ermahnt, repressive Maßnahmen gegen die Zivilbevölkerung zu unterlassen.

13.Oktober – Activation order: Der NATO-Rat autorisiert das Militär, Luftangriffe gegen Ziele in der Bundesrepublik Jugoslawien durchzuführen.

16.Oktober – Aushandlung des Vertrages zwischen Richard Holbrooke und Slobodan Milosevic: Waffenstillstand im Kosovo, Einrichtung der Kosovo Verification Mission (KVM) durch die OSZE, Festlegung der Truppenstärke der jugoslawischen Armee im Kosovo. Außerdem ist eine Luftüberwachung durch die NATO und die Aufstellung der Extraction Force zum Schutz der KVM vorgesehen.

24.Oktober – Resolution 1203 des UN-Sicherheitsrates: Aufstellung der KVM

1999 – 15.Januar – Massaker von Racak: 45 albanische Kosovaren werden ermordet.

29.Januar – Treffen der Balkan-Kontaktgruppe (Vereinigte Staaten, Russland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Deutschland) in London: Einforderung der vollen Respektierung der UNO-Resolutionen durch Belgrad, Untersuchung des Massaker von Racak, Verurteilung der Provokationen durch die UCK, Aufforderung zu einer politischen Lösung innerhalb von 21 Tagen.

6.Februar – Unter dem Vorsitz von Frankreich und Großbritannien wird die erste Gesprächsrunde in Rambouillet aufgenommen. Der serbischen Delegation, die eine Präsenz der NATO im Kosovo ablehnt, steht der stellvertretende serbische Premierminister Ratko Markovic vor. Die Kosovo-albanische Delegation setzt sich aus Ibrahim Rugova, Hashim Thaci und Veton Surroi zusammen.

14.Februar – Die Kontaktgruppe verlängert ihre Verhandlungsfrist für die Parteien in Rambouillet bis zum 20. Februar.

20.Februar – Weitere Verlängerung der Frist um drei Tage

23.Februar – Aufgrund der fehlenden Kompromissbereitschaft beider Delegationen setzt die Kontaktgruppe die Verhandlungen aus und legt als Termin für die nächste Runde den 15. März fest.

15.März – Die Gespräche in Rambouillet werden wieder aufgenommen. Am 18. März unterzeichnet die Kosovarische Delegation den Vertragsentwurf. Anschließend betont die Delegation den Willen zur Unabhängigkeit des Kosovo.

20.März – Die Gespräche in Paris werden beendet, nachdem die serbische Delegation sich weigert, das Abkommen zu unterschreiben. Aus Sicherheitsgründen beginnt der Abzug der 1.400 Mitglieder der KVM aus dem Kosovo.

22.März – Richard Holbrooke reist nach Belgrad und versucht Milosevic zur Annahme des Abkommens zu überzeugen. Milosevic bezeichnet gegenüber dem UN-Sicherheitsrat die Activation Order der NATO als Aggression gegenüber einem souveränen Staat.

23.März – Holbrooke verlässt Belgrad. Das serbische Parlament weist die Bedingungen der NATO zurück. Der Generalsekretär der NATO, Javier Solana, setzt am gleichen Abend die Activation Order um.

24.März – Um 20.00 Uhr beginnen die Luftangriffe der NATO. Auf Verlangen Russlands kommt der Sicherheitsrat zusammen. Der Generalsekretär der UNO, Kofi Annan, verurteilt das Verhalten Belgrads, betont aber die Zuständigkeit des UN-Sicherheitsrates für „Peace Enforcement“ – Einsätze. Der russische Ministerpräsident Primakow bricht seine Reise nach Washington ab. Das UNHCR berichtet von 200.000 Flüchtlingen aus dem Kosovo.

24./25.März – Der Europäische Rat in Berlin billigt das militärische Vorgehen der NATO.

26.März – Erneute Luftangriffe auf das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Jugoslawien. Belgrad bricht die diplomatischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, Deutschland, Frankreich und Großbritannien nach den Schließungen der jeweiligen Botschaften ab.

27.März – Dritte Angriffswelle gegen Jugoslawien. Einen Tag später wird ein Stealth-Jäger vom Typ F-117 der US Air Force von der serbischen Flugabwehr abgeschossen. In Albanien treffen Flüchtlinge ein; Tirana erklärt den Notstand.

28.März – Als erstes Land startet Italien die humanitäre Hilfsmission „Arcobaleno“ (Regenbogen), um den Kosovo-Flüchtlingen in Albanien zu helfen. Eine Luft- und Schiffsbrücke zwischen Italien und Albanien wird eingerichtet.

30.März – Primakow hält sich in Belgrad zu Gesprächen mit Milosevic auf. Dieser fordert ein Ende der Bombardierungen und bietet dafür die Reduzierung der serbischen Truppen im Kosovo und eine Rückkehr der Flüchtlinge an. NATO und EU lehnen das russische Vermittlungsergebnis als unzureichend ab.

2.April – Belgrad nimmt drei amerikanische Soldaten gefangen, die die mazedonische Grenze überschritten haben sollen. Präsident Clinton fordert die Einhaltung der Genfer Konvention und kündigt an, dass es keine österliche Waffenruhe geben wird. RTS, das serbische Fernsehen, zeigt Bilder von einem Treffen zwischen Präsident Milosevic und Ibrahim Rugova, dem Führer der Demokratischen Liga des Kosovo (LDK). Russland fordert ein Ministertreffen der G-8 und kündigt die Entsendung von Marineeinheiten in die Adria zur Beobachtung an.

3.April – Die NATO greift mit Marschflugkörpern erstmals die Innenstadt Belgrads an. Es folgt die Bombardierung von Donaubrücken. Die NATO beginnt, sich humanitär in Albanien zu engagieren.

6.April – In Novi Sad wird eine Raffinerie getroffen. Der jugoslawische Außenminister Zivadin Jovanovic ruft den UNO-Generalsekretär dazu auf, sich für die Beendigung der Angriffe auf Belgrad einzusetzen. Jugoslawien kündigt eine einseitige Waffenruhe während des orthodoxen Osterfestes an.

7.April – Die Kontaktgruppe beschäftigt sich mit den fünf Waffenstillstandsbedingungen der NATO: 1. Einstellung der Kampfhandlungen; 2. Rückzug aller Militär- und Polizeieinheiten aus dem Kosovo; 3. Stationierung einer internationalen Schutztruppe im Kosovo; 4. Rückführung der Flüchtlinge; 5. Rückkehr zu einer politischen Lösung auf Grundlage des Rambouillet-Abkommens.

12.April – Die Luftangriffe der NATO gehen weiter: Bei dem irrtümlichen Beschuss eines Zuges werden mehrere Menschen getötet und verletzt. In Belgrad wird der Journalist Slavko Curuvija, Herausgeber einer unabhängigen Tageszeitung, ermordet.

14.April – Bei einem NATO-Luftangriff auf einen Flüchtlingstreck sterben Kosovo-Albaner.

21.April – Der Sitz der Sozialistischen Partei von Präsident Milosevic wird von der NATO mit Raketen beschossen. In Novi Sad wird die dritte Donaubrücke zerstört. Die NATO darf für ihre Operationen den rumänischen und bulgarischen Luftraum benutzen. Zwischen Montenegro und Serbien nehmen die Spannungen zu.

23. bis 25.April – In Washington feiert die NATO ihr fünfzigjähriges Bestehen.

26.April – In Mazedonien beginnt die Operation Allied Harbour zur humanitären Hilfe der Kosovaflüchtlinge.

28.April – Vizepremierminister Vuk Draskovic wird entlassen. Kofi Annan trifft in Moskau zu Gesprächen mit Präsident Jelzin ein.

2.Mai – Jesse Jackson kann in Belgrad von Slobodan Milosevic die Freilassung der drei gefangengenommenen US-Soldaten erreichen.

4.Mai – Viktor Tschernomyrdin, Sondergesandter Moskaus, ist in den Vereinigten Staaten. Treffen zwischen Kofi Annan und Präsident Clinton.

6.Mai – Gipfel der G-8-Außenminister: Der diplomatische Dialog wird intensiver. Erste Grundvereinbarungen zu einer Beilegung des Krieges werden getroffen.

8.Mai – Die chinesische Botschaft in Belgrad wird bei einem Luftangriff zerstört: Drei Menschen sterben. Die NATO gibt Fehler zu. Im Kosovo wird Fehmi Agani, enger Mitarbeiter von Ibrahim Rugova, ermordet.

10. bis 12.Mai – Tschernomyrdin und Schröder reisen nach Peking.

20.Mai – Gespräche zwischen Viktor Tschernomyrdin und Strobe Talbott in Moskau; Martti Ahtisaari kommt als Gesandter der EU hinzu.

27.Mai – Nahezu die gesamte jugoslawische Staatsführung wird vom Internationalen Gerichtshof für Kriegsverbrechen in Ex-Jugoslawien wegen Verletzung des internationalen Kriegsrechtes, Mordes, politischer und ethnischer Verfolgung sowie Vertreibung verklagt.

1.Juni – In Novi Pazar kommen bei Luftangriffen wiederum Zivilisten ums Leben. Belgrad ist bereit, die von der G-8 aufgestellten Bedingungen zur Einstellung der Bombardierungen anzunehmen.

3./4.Juni – Europäischer Rat in Köln: Das serbische Parlament und die jugoslawische Bundesregierung nehmen den Friedensplan des EU-Sonderbeauftragten Ahtisaari an.

6.Juni – In Kumanovo beginnen die Gespräche zwischen NATO und der jugoslawischen Bundesarmee. Am 9. Juni wird das Military Technical Agreement, das den Rückzug der serbischen Truppen aus dem Kosovo regelt, unterzeichnet.

10.Juni – Die serbischen Truppen beginnen, den Kosovo zu verlassen. Die NATO stellt ihre Angriffe ein. Der UN-Sicherheitsrat nimmt die Resolution 1244 zur Lösung des Konfliktes um den Kosovo an.

13.Juni – Erste Einheiten des deutschen KFOR-Kontingents treffen in Prizren ein.